May 18, 2021
Seitdem ich meine Arbeit mit toxischen Beziehungen 2014 aufgenommen habe, höre ich folgende Frage immer wieder: Hat mein Partner diese so sehr verletzenden Dinge bewusst gemacht?
Nun, erstmal ist zu definieren, was genau so schrecklich war. Darüber gehen häufig die Meinungen in einer Partnerschaft erheblich auseinander. Wenn jemand ein großes Empathie-Problem hat, kann er oder sie zum Beispiel ständiges Geflirte direkt vor deiner Nase als „lustig“ oder „normal“ empfinden, während du zutiefst getroffen bist wegen aus deiner Sicht ständiger Grenzüberschreitung und Respektlosigkeit. Oder vielleicht findet dein Partner deine ständige Kritik an ihm auch sehr anstrengend und findet dich „zu empfindlich“.
Letzten Endes muss man ganz klar sagen, DU definierst was für dich eine rote Linie ist in Beziehungen. Wenn man unsicher ist, kann man ja mal Freunde fragen, was die denken. Aber es gibt in toxischen Beziehungen oft haarsträubende Dinge, die wohl die meisten Menschen als Grenzüberschreitung empfinden. Also, zurück zu der Eingangsfrage, passiert das „bewusst“?
Nun, wenn mal tiefer rein schaut in die beiden Seiten einer giftigen Beziehung, und die ganze Manipulation zu sehen bekommt, kann man nicht anders als das als eigentlich bewusst zu sehen. Bewusst in dem Sinne, dass zum Beispiel eine heimliche Affäre schlecht unbewusst sein kann.
In meisten Fällen ist es wohl aber nicht bewusst in dem Sinne, dass man extra dem anderen weh tun will. Was ich viel sehe ist, dass Menschen sich ihr manchmal asoziales Verhalten zurecht legen als „ich kann nicht anders“, „ich bin halt so“, „das steht mit jetzt zu“. Und das ist dann einfach auch ihre Realität. Oft entsteht dieses Verhalten aus mangelnder Empathie. Leider merkt man das oft nicht, dass man ein Empathie-Problem hat.
Es gibt natürlich auch Fälle, wo ganz bewusst verletzt wird aus einer tiefen Wut heraus. Wenn zum Beispiel aus Wut nach einer Beziehung ein Rosenkrieg angezettelt wird, dann ist das nun wirklich ein bewusster Vorgang.
Insgesamt muss man sagen, man sollte sich selber als „Leidender“ nichts vormachen. Menschen sind teils so „gemein“ wie sie wirken, und scheinen das teilweise sogar zu genießen. Man sollte das einfach so unemotional wie nur möglich zur Kenntnis nehmen und dann auch seine Schlüsse daraus ziehen. Insbesondere sollte man sich die Frage stellen, ob man wirklich in einer solchen Beziehung sein möchte.
Ist damit zum Thema Bewusstheit alles gesagt? Nein. Ich denke wir sollten (aus der Entfernung) nochmal tiefer hinschauen. Menschen, die so verletzend agieren, sind häufig selber mal verletzt worden. Oder sie sind einfach völlig in ihrem Ego gefangen, und haben keinerlei Distanz zu sich selbst. Wenn man so will, könnte man das „spirituell unbewusst“ nennen. Es sind Menschen, die (noch) keinen Zugang zu ihrer echten Selbstliebe haben und aus einem ständigen Mangel agieren. Das heißt nicht, dass sie nicht Verantwortung übernehmen müssen für sich früher oder später. Das müssen wir alle, und ich bin überzeugt, dass wir das immer mehr machen werden müssen.
Insofern hat jeder Mensch grundsätzlich unser Mitgefühl verdient. Dieses Mitgefühl kann man aber durchaus aus einer sicheren Entfernung ausüben, es braucht dafür keinen Kontakt und schon gar nicht brauchen wir uns zum Retter aufzuspielen. Jeder Mensch macht die Schritte zu weiterer Entwicklung, wie er es will. Jemanden immer gleich retten und belehren zu wollen, hat mehr mit dem eigenen Ego zu tun, als man manchmal wahrhaben will.
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